Schillingsche Figuren als Tastmodelle
Im Frühjahr 2025 entstand durch die Zusammenarbeit von Schülerinnen des Agricola-Gymnasiums, der TU Bergakademie Freiberg und dem ASB-Wohnzentrum ein besonderes Inklusionsprojekt: Die Schillingschen Figuren am Chemnitzer Schlossteich wurden digital erfasst und als Tastmodelle für blinde und sehbehinderte Menschen umgesetzt.
Im Frühjahr 2025 beteiligten sich Schülerinnen des Georgius-Agricola-Gymnasiums Chemnitz gemeinsam mit ihrem Lehrer und Prof. Henning Zeidler von der TU Bergakademie Freiberg an einer digitalen Erfassung (3D-Scanning) der Schillingschen Figuren am Chemnitzer Schlossteich. Da das Verfahren empfindlich auf UV-Strahlung reagiert, erfolgte die Datenerhebung an mehreren Terminen in den Morgen- und Abendstunden – organisiert von den Schülerinnen eigenständig in ihrer Freizeit. Anschließend wurden die Daten im Gymnasium und an der TU Bergakademie Freiberg nachbearbeitet.
Die TU Bergakademie Freiberg stellte in Kooperation mit einem Dresdner Unternehmen Miniaturtastmodelle der Figuren her, die insbesondere für blinde und sehbehinderte Menschen nutzbar sind. Vertreterinnen des ASB-Wohnzentrums initiierten und begleiteten den Prozess und erprobten die Modelle gemeinsam mit Nutzerinnen und Nutzern. Die Tastmodelle eröffneten neue Wahrnehmungsmöglichkeiten: Obwohl den blinden Teilnehmenden die Schillingschen Figuren bekannt waren, konnten sie erstmals die korrekte Anordnung von jeweils drei Figuren pro Skulptur ertasten.
Am 10. Juni 2025 wurden die Tastmodelle bei einem Picknick für die beteiligten Akteure direkt vor den Schillingschen Figuren vorgestellt und der Presse präsentiert. Die offizielle Präsentation gegenüber der breiten Öffentlichkeit fand wenige Tage später im Rahmen des KOSMOS-Festivals am 14. Juni 2025 statt.
Das Projekt verdeutlicht exemplarisch, wie die enge Zusammenarbeit zwischen Schule, Hochschule und sozialem Träger kulturelles Erbe, technische Innovation und soziale Inklusion miteinander verbindet. Durch diese Kooperation wird nicht nur die Zugänglichkeit historischer Stadträume erweitert, sondern auch die aktive Teilhabe verschiedener Akteursgruppen gestärkt. Die Umsetzung liefert wertvolle Impulse für inklusive, partizipative Stadtprojekte und zeigt, wie technische Lösungen neue Perspektiven und Erfahrungsräume für Menschen mit Beeinträchtigungen eröffnen können.